EcoAustria Kurzanalyse 24: Langfristige Herausforderungen im Wintertourismus jetzt angehen!

EcoAustria Kurzanalyse 24: Langfristige Herausforderungen im Wintertourismus jetzt angehen!

Mag. Dr. Wolfgang Schwarzbauer
Leiter des Forschungsbereichs Außenwirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik

Rund 29,4 Mrd. Euro trug der Tourismus in den Jahren 2018 und 2019 laut nationalem Tourismus-Satellitenkonto der Statistik Austria zur österreichischen Wertschöpfung bei. Konkret belief sich der Beitrag damit auf 7,5 % der Gesamtwertschöpfung. Zwischen 2007 und 2019 machten die Einnahmen in der Sommersaison im Durchschnitt lediglich 74% der Einnahmen der Wintersaison, was insbesondere die Bedeutung der Wintersaison für den österreichischen Tourismus unterstreicht.

Abbildung 1: Einnahmen aus dem Tourismus laut Reiseverkehrsbilanz, 2007 – 2021.

Eine immer größer werdende Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang der Klimawandel dar. Dessen Auswirkungen führen zu einem Rückgang der Schneedecke, wodurch das Betreiben des klassischen Wintertourismus künftig zunehmend schwieriger wird. Daten der Statistik Austria veranschaulichen in welchen Gemeinden Österreichs die Anzahl der Schneetage im Jahr 2050, verglichen mit dem Jahr 2000, am stärksten abzunehmen droht.

Um den Herausforderungen im Wintertourismus entgegenzuwirken, gibt EcoAustria folgende Handlungsempfehlungen ab:

1. Damit die Infrastruktur im Wintertourismus auch bei alternativen Wetterbedingungen ertragreich weiterbetrieben werden kann, müssen bestehende Anlagen entsprechend adaptiert werden. Hier erscheint es angesichts des bereits bestehenden Flächen- und Ressourcenverbrauchs weniger zielführend in den kommenden Jahren neue Anlagen zu errichten. Stattdessen kann mancherorts auch ein Rückbau der Kapazitäten eine förderliche Maßnahme sein.

2. Weiters benötigt es einen stärkeren Fokus auf den Aktivtourismus (Abenteuer, Wandern, Radfahren usw.), der sich ressourcenschonend in die Landschaft einfügt und das Abenteuer Alpintourismus neu definiert.

3. Maßgeblich scheint auch die Bereitstellung attraktiver Rahmenbedingungen für sogenannte digitale Nomaden bzw. international tätige Erwerbstätige. Eine wichtige Voraussetzung für die von dieser Zielgruppe bevorzugten Ziele ist etwa eine leistungsfähige Internetanbindung.

4. Relevant erscheint zudem die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, sodass auch der ökologische Abdruck der Anreise kleiner wird, erklärt EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna: „Hier muss auf überregionaler Ebene ein attraktives Infrastruktur-Angebot entstehen, das eine schnelle und komfortable Anreisemöglichkeit aus europäischen Zentren vorsieht. Dies bedingt auch Kooperationen mit den Herkunftsregionen der TouristInnen, durch die es gelingen muss, mehr Verkehr auf die Bahn zu verlagern, wie es aktuell noch nicht möglich ist.“

5. Außerdem ist darauf zu achten, dass die öffentliche Tourismusförderung auf genau diese Ziele ausgerichtet wird und somit lediglich Projekte durch knappe öffentliche Ressourcen unterstützt werden, die diese Ziele zu einem großen Teil erreichen.

 

Förderungspreise für wissenschaftliche Arbeiten

Förderungspreise für wissenschaftliche Arbeiten

Gemeinsam mit dem Rudolf Sallinger Fonds prämieren wir ab sofort wissenschaftliche Arbeiten zu Familienunternehmen in unterschiedlich fortgeschrittenen Stadien.

Kategorie 1: Sozialwissenschaftliche und Betriebswirtschaftliche Fragestellungen (powered by RSF)

Das Verfassen je einer Bachelor-, Master- bzw. Diplomarbeit sowie einer Dissertation wird auf Grundlage des Exposés gefördert mit:

– 500 Euro (Bachelorarbeit),
– 1000 Euro (Master- bzw. Diplomarbeit) und
– 1500 Euro (Dissertation).

Kategorie 2: Volkswirtschaftliche Fragestellungen (powered by EcoAustria)

Förderung dreier fertiger Master- bzw. Diplomarbeiten. Die GewinnerInnen erhalten pro Arbeit jeweils 1.000 Euro.

Kategorie 3: Rudolf Sallinger Preis

Förderung der besten eingereichten (fertigen) Arbeit (Master- bzw. Diplomarbeit, Dissertation) zu sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen, die sich auf Familienunternehmen bezieht bzw. indirekte Aspekte von Familienunternehmen behandelt. Der/Die Gewinner:in erhält 2.500 Euro.

Die Gewinner:innen aller Kategorien werden von einer Jury im Rahmen eines mehrstufigen Auswahlverfahrens ermittelt.

Eckdaten zur Preissauschreibung:

– Ausschreibungsstart: 10. Februar 2023
– Ausschreibungsende: 31. Mai 2023
– Verständigung der PreisträgerInnen: Sommer 2023
– Prämierung: Herbst 2023

Der Rudolf Sallinger Fonds und EcoAustria behalten sich kurzfristige Änderungen vor.

Die Dokumente zur Preisausschreibung, den Teilnahmebedingungen sowie zur Einreichung finden Sie hier zum Download.

Studie: Makroökonomische Effekte der von der Bundesregierung im Rahmen der COVID-19-Krise gesetzten Maßnahmen

Studie: Makroökonomische Effekte der von der Bundesregierung im Rahmen der COVID-19-Krise gesetzten Maßnahmen

Mag. Dr. Wolfgang Schwarzbauer
Leiter des Forschungsbereichs Außenwirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik

DI Johannes Berger
Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung

Mag. Ludwig Strohner                    Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen

Diese Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, dem Institut für Höhere Studien und der Universität Wien, im Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen, erstellt.

Untersucht wurden die Zusammenhänge zwischen den während der COVID-19-Pandemie zur Stützung der heimischen Unternehmen gesetzten wirtschaftspolitischen Maßnahmen und der nachfolgenden wirtschaftlichen Entwicklung.

In einem ersten Ansatz werden die Maßnahmen auf ihre Auswirkungen auf die Liquidität der heimischen Unternehmen untersucht. Die angestellte Mikrosimulation auf Basis eines teilsynthetischen Datensatzes deutet darauf hin, dass bis Ende 2021 rund 11% der österreichischen Unternehmen durch die Maßnahmen vor Illiquidität bewahrt, und damit deren rund 203.000 Arbeitsplätze gesichert werden konnten.

Ein weiterer Ansatz versucht auf EU-Ebene die Ausweitung des Budgets der öffentlichen Haushalte mit der makroökonomischen Entwicklung in Zusammenhang zu setzen. Eine panelökonometrische Analyse zeigt einen statistisch signifikanten und über unterschiedliche Schätzansätze robusten Zusammenhang zwischen der diskretionären Ausweitung des Budgetdefizits und der nachfolgenden wirtschaftlichen Erholung. Eine Ausweitung des strukturellen Budgetdefizits um 1 Prozentpunkt (in Relation zum BIP) ging mit einem Anstieg des BIP um 0,7% bis 1,0% im bereits folgenden Jahr einher, mit entsprechend positiven Effekten auf die Beschäftigung. Die Daten lassen keinerlei geringere Wirksamkeit der in Österreich gesetzten Maßnahmen im Vergleich zum EU-Ausland erkennen.

Autoren: Marcus Scheiblecker, Serguei Kaniovski, Thomas Url (WIFO), Martin Ertl, Helmut Hofer, Michael Reiter, Klaus Weyerstrass (IHS), Johannes Berger, Wolfgang Schwarzbauer, Ludwig Strohner (EcoAustria), Paul Pichler (Universität Wien)

EcoAustria Policy Note 52: Reformoptionen des österreichischen Finanzausgleichs

EcoAustria Policy Note 52: Reformoptionen des österreichischen Finanzausgleichs

Mag. Ludwig Strohner                    Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen

Mit Ende dieses Jahres läuft die bestehende Periode des Finanzausgleichs aus, über dessen zukünftige Ausgestaltung derzeit zwischen Bund, Ländern und Gemeinden diskutiert wird. EcoAustria hat sich in diesem Zusammenhang mit grundsätzlichen Überlegungen zur Stärkung der fiskalischen Dezentralisierung in Österreich beschäftigt und Vorschläge für eine effizientere und resilientere Ausgestaltung des Finanzausgleichs abgegeben.

Der derzeit bestehende Finanzausgleich ist als problematisch einzustufen, da er wesentliche Voraussetzungen für eine effiziente Dezentralisierung verletzt. So führen die Vermischung von Kompetenzen in entscheidenden Aufgabebereichen, die komplexe Finanzierungsstruktur bei zahlreichen öffentlichen Leistungen sowie die geringe dezentrale Autonomie bei den Abgaben dazu, dass politische Verantwortlichkeiten untergraben werden.

Besonders im internationalen Vergleich ist festzustellen, dass der österreichische Föderalismus von einer sehr geringen Autonomie auf der Einnahmenseite geprägt ist. Konkret werden laut OECD Revenue Statistics in Österreich auf Länderebene rund 7 Prozent der Ausgaben über eigene Abgaben finanziert. Andere Staaten verzeichnen auf regionaler Ebene hingegen deutlich höhere Quoten, wie etwa die Schweiz mit über 50 Prozent, Spanien mit über 30 Prozent oder Australien mit 27 Prozent. Dementsprechend basiert in Österreich die Finanzierung der regionalen Aufgaben vorrangig über die Einnahmen aus dem Steuerverbund. Auf der Ebene der Gemeinden beträgt der Anteil zwar 15 Prozent, die Finanzierung der Aufgaben basiert aber ebenso auf gemeinschaftlichen Bundesabgaben Im Vergleich zu anderen Ländern zeigt sich auch auf lokaler Ebene eine geringe Abgabenautonomie.

Abbildung 1: Anteil eigener Abgaben an dezentralen Ausgaben in 2019

Zur Stärkung der Abgabenautonomie ist etwa eine Verschiebung der Finanzierungsstruktur der Gemeinden weg von der Kommunalsteuer hin zur Grundsteuer als eine zielführende Maßnahme zu nennen. Eine bevorzugte Variante der Reform sieht eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage der Grundsteuer mit entsprechenden niedrigeren (Hebe-)Sätzen vor, wodurch der fiskalische Wettbewerb gestärkt werden könnte. Sollte sich die Umsetzung einer solchen Reform kurzfristig als zu schwierig erweisen, ist es auch möglich bei bestehender Bemessungsgrundlage die Hebesätze gänzlich abzuschaffen, um den Gemeinden somit eine verstärkte Finanzierung über die Grundsteuer zu ermöglichen.

Zu erwähnen ist auch, dass öffentliche Ausgaben sehr stark von der demographischen Zusammensetzung der Bevölkerung geprägt sind, auch auf dezentraler Ebene (bspw. Kinderbetreuung und Bildung, Gesundheit oder Pflege). Mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft werden sich Ungleichheiten in den Finanzierungserfordernissen zwischen Ländern bzw. Gemeinden verschärfen. Die Verteilung von Finanzausgleichsmitteln nach Bestimmungsgrößen für die Kostenbelastung anstatt der Einwohnerzahl wird damit zunehmend bedeutender.

Abbildung 2: Prognose des Anteils der 65+-jährigen an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2050 nach Regionen

Zusammenfassend empfiehlt EcoAustria zur Reform des Finanzausgleichs folgende Maßnahmen:

1. Zielorientierung und Flexibilisierung des Finanzausgleichs im Hinblick auf gesamtstaatlich festgelegte und zeitlich limitierte politisch-strategische Ziele (z. B. Klimaschutz, nachhaltige Raumentwicklung)

2. Eine deutliche Stärkung der Finanzierungsverantwortung von Ländern und Gemeinden über Ausweitung der eigenen Abgaben, wobei auch Wachstumspotenziale genutzt werden sollten (beispielsweise Senkung Kommunalsteuer oder Streichung der (Hebe-)Sätze bei der Grundsteuer)

3. Aufgabenorientierter Lastenausgleich für Aufgaben mit räumlichen Spillovers und Berücksichtigung der demographischen Zusammensetzung der Bevölkerung um dynamische Ausgabenentwicklungen auszugleichen

4. Etablierung eines transparenten Ressourcenausgleichs mit gleichzeitiger Abschaffung innerstaatlicher Transfers, die auf der Finanzkraft basieren. Damit sollen die Anreize gestärkt werden, in die wirtschaftliche Standortattraktivität zu investieren

5. Laufende Evaluierung und Entflechtung von innerstaatlichen Transfers, um Transparenz und Verantwortlichkeit zu steigern und Widersprüchlichkeiten zu unterbinden

Teile dieses Beitrages sind als Buchkapitel Köppl-Turyna M. und Strohner L., „Ökonomische Aspekte des Finanzausgleichs und Reformoptionen unter finanzwissenschaftlichen Gesichtspunkten“ in der Publikation „Handbuch der österreichischen Finanzverfassung“ Eds. Bussjäger/Haller ISBN 978-3-7003-2237-5 des Institutes für Föderalismus im April 2022 erschienen. Weitere Teile sind als Buchkapitel Köppl-Turyna, M. „Resilienz im österreichischen Föderalismus“ in der Publikation „Krisenfester Finanzausgleich, Herausforderungen und Optionen zur Krisenbewältigung“ Eds. Bröthaler, J., Biwald, P., Getzner, M., Mitterer, K., ISBN: 978-3-7083-1393-1 im Dezember 2021 erschienen.

EcoAustria Kurzanalyse 23: Herausforderndes Wettbewerbssystem in Zeiten der Krise

EcoAustria Kurzanalyse 23: Herausforderndes Wettbewerbssystem in Zeiten der Krise

Mag. Nikolaus Graf
Leiter des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigket

Österreichs Ökonomie bleibt aktuell nicht von den internationalen Entwicklungen verschont. Zur Messung der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes wird am Wirtschaftsforschungsinstitut von EcoAustria der Competitiveness Index (ECI) herangezogen. Dieser berücksichtigt die Exporte, Investitionen und Arbeitsproduktivität der einzelnen Länder und stellt sie in den internationalen Vergleich. Eine aktuelle Berechnung, in der bereits Daten des dritten Quartals 2022 miteinbezogen wurden, weist dabei eine Verschlechterung des österreichischen Indexwerts von 104,6 im zweiten Quartal auf 103 im dritten Quartal 2022 aus. Damit liegt der heimische Wirtschaftsstandort zwar weiterhin im Mittelfeld der europäischen Vergleichsökonomien, verschlechtert sich jedoch verglichen zu 30 Wirtschaftsräumen von Rang 12 auf Rang 17.

Abbildung: Ergebnisse des ECI mit dem dritten Quartal 2022

Zurückzuführen ist dieser Rückgang des Indexwerts vor allem auf die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen. In Österreich sind diese nämlich relativ zum BIP von 26,2 Prozent im ersten, auf 24,4 Prozent im dritten Quartal 2022 gesunken. Zudem war im dritten Quartal 2022 auch bei den Nettoexporten ein Rückgang zu verzeichnen. Betrugen diese im zweiten Quartal 2022 noch 2,2 Prozent des BIP, waren es im dritten Quartal nur noch 1,7 Prozent. Entscheidend ist dabei der Rückgang der Bruttoexporte von 60,9 Prozent des BIP auf 59 Prozent. Zwar sind zugleich auch die Bruttoimporte von 58,7 Prozent auf 57,3 Prozent gesunken, dies jedoch in geringerem Ausmaß als die Bruttoexporte. Was schließlich die reale Arbeitsproduktivität betrifft, konnte Österreich seine Position aus dem zweiten Quartal 2022 behaupten. Österreich belegt Rang 15 unter den 30 betrachteten Wirtschaftsräumen und liegt damit knapp über den Vergleichswerten der EU-27 Mitgliedstaaten (105,3) bzw. der Eurozone (103,8).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zuletzt verschlechtert hat. Dabei kann sich Österreichs Wirtschaft in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld noch im Mittelfeld halten. Für eine längerfristig positive Entwicklung benötigt es möglichst stabile Rahmenbedingungen und verlässliche Perspektiven, wie EcoAustria Experte Nikolaus Graf erklärt: „Der Ausbau der Infrastruktur bei erneuerbaren Energien, eine verstärkte Integration des europäischen Energiemarktes sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren für Anlagen der Energieerzeugung stellen einen nutzvollen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit dar.“

EcoAustria POLICY NOTE 51: Herausforderungen in der Finanzierung der Energiewende und Rolle des Risikokapitals

EcoAustria POLICY NOTE 51: Herausforderungen in der Finanzierung der Energiewende und Rolle des Risikokapitals

Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen für die österreichische und europäische Wirtschaft dar. Zwar ist Österreich bereits überdurchschnittlich energieeffizient, dennoch besteht die Notwendigkeit, die CO2-Emissionen durch Investitionen und insbesondere durch Innovation weiter zu reduzieren. In einer aktuellen Policy Note hat sich das EcoAustria daher mit der Frage beschäftigt, inwiefern Risikokapital hierzu einen Beitrag in Europa und Österreich leisten kann.

Unter der Voraussetzung eines klar definierten gesetzlichen Rahmens und der Möglichkeit einer offenen Technologieentwicklung, ist Risikokapital optimal dazu geeignet, den Wettbewerb rund um innovative Ideen voranzutreiben. Im Allgemeinen ist die Verfügbarkeit des Risikokapitals in Europa allerdings begrenzt. Daten von Dealroom zeigen etwa, dass im Jahr 2021 so gut wie alle europäischen Länder weniger als 1 Prozent des BIPs in Form der Risikokapitalinvestitionen bereitgestellt haben. Hinzu kommt, dass die Finanzierung von kapitalintensiven und riskanten Projekten, wie sie oftmals innerhalb der Cleantech-Branche zu finden sind, meist eine besondere Herausforderung darstellt.

Laut EcoAustria benötigt es aufgrund dieser besonderen Herausforderungen der Cleantech-Branche eine Kooperation zwischen privater und öffentlicher Hand, wenn es um die Finanzierung Grüner Projekte geht. 

Das Wirtschaftsforschungsinstitut rät daher zu folgenden Maßnahmen:

 

1. Sicherung der Nachfrage nach Grünen Technologien, um höhere Renditen und niedrigere Risiken für Kapitalgeber zu gewährleisten.

2. Verbesserung der Rahmenbedingungen für Risikokapitalgeber etwa durch eine Reform der Mitarbeiterbeteiligung oder der Besteuerung von Carried Interest.

3. Entwicklung von Spin-Off Strategien, die sich an Best Practices innerhalb Europas orientieren.

4. Indirekte (hybride) öffentliche Risikokapitalfinanzierung durch Dachfondsmodelle.

5. Öffentliche Kofinanzierung der Risikokapitalinvestitionen unter Beibehaltung der privaten Risikoprofile und marktüblichen Konditionen, um so Verzerrungen am Markt zu verhindern.

6. Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge, um somit auch Pensionskassen zu veranlassen künftig höhere Summen in Risikokapital zu investieren.

Effekte von Venture Capital und Private Equity Fonds in Österreich

Effekte von Venture Capital und Private Equity Fonds in Österreich

Mag. Ludwig Strohner                    Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen

Österreich gehört zu jenen Ländern, in denen das Angebot an Risikokapital bzw. Private Equity unterdurchschnittlich ist. Die Analyse in der Studie zeigt, dass Risikokapital eine wichtige Rolle für die Wirtschaft spielt. Es trägt zu Innovation bei, stimuliert Beschäftigungs- und Investitionsnachfrage und ermöglicht kapitalbeschränkten Unternehmen, die keinen Zugang zu Bankkrediten haben, eine Weiterentwicklung. Dies stärkt die Wachstumsentwicklung und erhöht die öffentlichen Einnahmen. Darüber hinaus fördern VC Firmen die Entwicklung der Unternehmen, in dem sie eine aktive Rolle im Management übernehmen und Kontakte, Know-How und Erfahrung bieten.

Die Studie geht auch der Frage nach, welche Faktoren für die Entwicklung von VC-Märkten wesentlich sind. Anhand einer umfassenden Literaturanalyse wurden solche Faktoren identifiziert. Dazu gehören insbesondere das steuerliche, das regulatorische sowie das kulturelle Umfeld. Zudem wurden zwei Best-Practice-Beispiele in Europa (Luxemburg & Dänemark) identifiziert, wo Private Equity und Risikokapital deutlich besser entwickelt sind als in Österreich. Sie unterscheiden sich dennoch voneinander und setzen auf verschiedene Aspekte.

In einem Vergleich mit den europäischen Peer Ländern zeigt sich, dass Österreich insbesondere im steuerlichen und regulatorischen Umfeld eine unterdurchschnittliche Position belegt. Notwendige Reformen in dieser Hinsicht wären erstens eine allgemein günstigere Besteuerung sowohl von Körperschaften als auch von Kapitaleinkommen. Darüber hinaus sollte eine gesetzliche Klarheit hinsichtlich der Besteuerung von carried interest sowie Mitarbeiterbeteiligungen erreicht werden. Die Besteuerung von carried interest im Rahmen von Kapitaleinkommen sowie steuerliche Begünstigungen für Mitarbeiterbeteiligungen sind hier anzudenken. Zweitens sollte die Qualität der Regulierung und die Treffsicherheit verbessert werden. Es bedarf eines regulatorischen Rahmens, der das Wachstum von Unternehmen unterstützt und den Zugang zu externem Eigenkapital erleichtert. Drittens ist die Etablierung eines Dachfonds denkbar. Damit könnte Beteiligungskapital von institutionellen Anlegern (etwa Pensionskassen und Stiftungen) gewonnen werden, um Venture Capital für die früheren Phasen von Unternehmen auf die Beine zu stellen.

Zur Abschätzung der volkswirtschaftlichen und fiskalischen Effekte von PE-Fonds in Österreich werden drei hypothetische Szenarien mit dem PuMA-Modell in dieser Studie untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass zusätzliches Angebot an Venture Capital die gesamtwirtschaftliche Entwicklung merklich stärkt und die Beschäftigungsnachfrage erhöht. Je nach Vergleichsmaßstab ist mit zusätzlicher Wertschöpfung von 1 bis 4 Mrd. Euro zu rechnen.

 

Kurzanalyse 22: Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Internets in Österreich

Kurzanalyse 22: Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Internets in Österreich

Mag. Dr. Wolfgang Schwarzbauer
Leiter des Forschungsbereichs Außenwirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik

Im Auftrag der ISPA (Internet Service Providers Austria) hat das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria die gesamtwirtschaftlichen Effekte von Breitbandinternetinfrastrukturen und den darauf basierenden digitalen Diensten untersucht. Das Ergebnis: Sowohl herkömmliche Basisbreitbandnetze als auch moderne Hochbreitbandnetze bergen enormes Potenzial für Innovation, Produktivität und letztlich auch für das heimische Wirtschaftswachstum.


Abbildung 1_Festnetz Breitband


Abbildung 2_Mobiles Breitband

Abbildungen: Differenz des Verlaufs des österreichischen realen BIP (Basisszenario) und des alternativen BIP-Verlaufs für Festnetz-Breitband (Abbildung 1) und Mobiles Breitband (Abbildung 2), in Milliarden Euro 2012–2021

Ist das reale BIP in Österreich von 2012 bis 2021 um rund 8 Prozent gestiegen, so hätte es in Alternativszenario 1 (Festnetz Breitband) nur um knapp 7 Prozent zugelegt. In Bezug auf das mobile Breitband (Alternativszenario 2) ergibt sich ein um 1,2 Prozent geringerer Wert. Die kumulierte Differenz des BIP in Alternativszenario 1 und dem Basisszenario beläuft sich auf 20,8 Milliarden Euro, was rund 5,7 Prozent in Relation zum BIP des Jahres 2021 ist. Analog dazu ergibt sich für die kumulierte Differenz der BIP-Verläufe für das Alternativszenario 2 (Mobiles Breitband) ein Wert von rund 18,6 Milliarden Euro für die vergangenen zehn Jahre, was rund 5,1 Prozent in Relation zum realen BIP des Jahres 2021 entspricht. Die Kombination der beiden Beitrage (Breitbandfestnetz + Mobilfunknetz) würde einen Anstieg auf bis zu 39 Milliarden Euro bedeuten.

Auf Basis der obigen Studienergebnisse gibt das Institut demnach folgende Handlungsempfehlungen ab:

  1. Subventionen zum Ausbau der Hochbreitbandnetze sind insbesondere mit Verweis auf die erwiesenermaßen hohen positiven Externalitäten rückblickend zu rechtfertigen. Flächendeckende Subventionen spielen ebenfalls eine Rolle, um eine in verteilungspolitischer Hinsicht gesellschaftlich unerwünschte digitale Kluft und Landflucht der Bevölkerung zu verhindern.
  2. Aus Sicht einer effizienten Verwendung öffentlicher Fördermittel gilt es künftig komplementär nachfrageseitige Fördermodelle zu forcieren.
  3. Weiters benötigt es konkrete Maßnahmen, um die effektive Partizipation in breiten Teilen der Bevölkerung zu erhöhen, damit essenzielle digitale Dienste noch stärker genutzt werden. Hierzu braucht es entsprechende bildungspolitische Fördermaßnahmen zur Erhöhung der generellen IKT-Kenntnisse („e-literacy“).
  4. Parallel zur generellen Forcierung der IKT-Kompetenz in der Bevölkerung ist diese auch in der Arbeitswelt in Verbindung mit organisatorischen Anpassungen zu forcieren. Dies betrifft insbesondere Anpassungen in der Arbeitsorganisation und die Bereitstellung von technischen Infrastrukturen.
  5. Schließlich müssen Fördermodelle gezielt auf die angebotsseitige Errichtung von Cloud-Infrastrukturen ausgerichtet werden. Wichtig ist auch, dass die Anbindung mit hochleistungsfähigen Glasfaseranschlüssen, insbesondere in den in diesem Geschäftsfeld kostenseitig attraktiven ländlichen Standorten, von den Fördermaßnahmenpaketen umfasst ist.

Statement zum Budgetentwurf für das Jahr 2023

Statement zum Budgetentwurf für das Jahr 2023

Mitte Oktober wurde von Bundesfinanzminister Magnus Brunner der Budgetentwurf für das kommende Jahr 2023 vorgestellt. Heute findet dazu im Parlament das Expertenhearing statt. Das von der Regierung vorgestellte Bundesfinanzgesetz sieht für das kommende Jahr Einzahlungen in Höhe von 98,1 Mrd. Euro und Auszahlungen in Höhe von 115,1 Mrd. Euro vor. Nach der Maastricht-Abgrenzung soll sich das Defizit des Bundes auf 3,1 % des BIP belaufen. Gesamtstaatlich, also inklusive Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen, wird mit 2,9 % des BIP gerechnet. Das strukturelle Defizit soll ebenso 2,9 % betragen. Der Budgetentwurf beruht auf der Annahme, dass die Wirtschaft 2023 trotz der aktuellen Krise um 0,2 % wachsen wird. Dem Budgetentwurf nach soll die Verschuldungsquote des Gesamtstaates Ende 2023 leicht auf 76,7 % des BIP zurückgehen. Bis zum Ende der Laufzeit des neuen Bundesfinanzrahmens im Jahr 2026 soll die Verschuldungsquote trotz signifikant steigender Zinszahlungen auf 72,5 % sinken.

In einem an das Parlament gerichteten Statement erläutert EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna die aus der Sicht des Instituts wichtigsten Handlungsempfehlungen für das kommende Jahr und darüber hinaus.

Kurzanalyse 21: Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen sollte nach der Krise wieder in den Fokus rücken

Kurzanalyse 21: Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen sollte nach der Krise wieder in den Fokus rücken

Mag. Ludwig Strohner                    Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen

In einer aktuellen Kurzanalyse hat sich EcoAustria die Auswirkungen der Zinswende auf die öffentlichen Finanzen angesehen. Mit der Anhebung des Zinsniveaus durch die Zentralbanken soll zwar der Inflationsentwicklung entgegengewirkt werden, gleichzeitig verschlechtern sich dadurch auch die Finanzierungsbedingungen für die öffentliche Hand. Hinzu kommt, dass uns künftig auch erhöhte budgetäre Lasten im Zusammenhang mit der Alterung der Gesellschaft bevorstehen.

Während der langfristige Zinssatz im Jahr 1995 noch etwas über 7 Prozent betrug, war er in den Jahren 2020 und 2021 bereits leicht negativ. Im gleichen Zeitraum sind auch die Nettoausgaben des Staates für Zinsen gemessen an der Wirtschaftsleistung deutlich zurückgegangen. Hier wurden im Jahr 1995 netto für Zinsen noch 4 Prozent des BIP ausgegeben, und 2021 nur noch etwas über 1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der Schuldenstand lag 2021 mit rund 83 Prozent des BIP deutlich höher als noch 1995 mit unter 70 Prozent. Prognosen zufolge legt die Sekundärmarktrendite heuer bereits wieder auf 1,7 Prozent zu und soll nächstes Jahr auf 4,1 Prozent heranwachsen. Damit würde das Niveau wieder mit jenem vor der Finanz- und Wirtschaftskrise vergleichbar sein. Mit einem Wachstum von -0,1 Prozent im Schnitt 2021 auf rund 2 Prozent im September 2022, haben die Emissionsrenditen von österreichischen Staatsanleihen im Laufe des Jahres bereits deutlich angezogen. Laut BMF sollen die gesamtstaatlichen Zinsausgaben bis 2026 wiederum auf 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung zulegen.

Inwieweit der derzeitige Zinsanstieg eine längerfristige Wende hin zu einem Zinsniveau vor der Finanz- und Wirtschaftskrise oder nur einen vorübergehenden Anstieg darstellt, ist schwer vorherzusagen. Was es jedenfalls braucht, ist eine solide Finanzpolitik ohne Befürchtungen vor einem Vertrauensverlust auf den Finanzmärkten, erklärt Ludwig Strohner, Leiter des Forschungsbereichs Öffentliche Finanzen bei EcoAustria: „Vor dem Hintergrund der zukünftigen budgetären Herausforderungen – Anstieg der Sozialausgaben im Rahmen der Alterung, Erreichung der Klimaneutralität und Spielraum für die Abfederung potenzieller Krisen – ist es wichtig den Stabilitäts- und Wachstumspakt ernst zu nehmen und Prioritäten bei den budgetären Ausgaben zu setzen. Um die Effektivität und Effizienz öffentlicher Ausgaben zu steigern, kann der verstärkte Einsatz von Spending Reviews wichtige Erkenntnisse liefern.”